Zertifizierte B Corps sind gesetzlich verpflichtet, die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf ihre Mitarbeiter, Kunden, Partnerunternehmen und den Planeten zu berücksichtigen.Zertifizierte B Corps müssen nach eigenen Worten „die höchsten Standards für geprüfte soziale und ökologische Leistung, öffentliche Transparenz und rechtliche Rechenschaftspflicht erfüllen, um Gewinn und Zweck in Einklang zu bringen”.
Das B Impact Assessment bewertet die ökologischen und sozialen Auswirkungen eines Unternehmens entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette. Dabei werden sowohl Unternehmensstrukturen als auch konkrete Maßnahmen und Ergebnisse berücksichtigt.
Unternehmensstruktur
- Unternehmensführung und Governance
- Transparenz und Rechenschaftspflicht gegenüber Stakeholdern
Ökologisches Engagement
- Umweltmanagement und Ressourceneffizienz
- Nachhaltigkeit entlang der Lieferkette
- Produktdesign und Kreislaufwirtschaft
Soziales Engagement
- Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterförderung
- Engagement in der Gemeinschaft
- Auswirkungen auf Kunden und Lieferanten
In diesem Gespräch mit Gerald Schömbs beleuchten wir die Reise der Agentur zur B Corp-Zertifizierung näher und erkunden die Motivationen, die gemeinsamen Anstrengungen und die transformativen Auswirkungen des Prozesses.
Wie ist es dazu gekommen, dass Schröder+Schömbs PR die B Corp-Zertifizierung angestrebt hat?
Die Idee dazu gab es schon sehr lange. 2016 haben wir das Thema erstmals diskutiert. In den USA gab es bekannte Brands wie Patagonia, die der Bewegung angehörten. Seitdem ist das allgemeine Interesse an einer nachhaltigen Unternehmenskultur, Sinnhaftigkeit von Arbeit und dem Bewusstsein, dass Unternehmen wie unsere einen positiven Beitrag für die Welt leisten können, immer weiter gewachsen. Bei Mitarbeitenden – Stichwort Purpose – und bei unseren Kunden, für die CSR und Nachhaltigkeits-Reportings relevant und schließlich verpflichtend wurden.
In der PR dreht sich viel um Kultur und Storytelling, um Authentizität, Haltung und Transparenz. Von daher ist uns diese Entwicklung nicht fremd. Gleichzeitig kamen Themen wie Selbstorganisation und Agilität in der Unternehmensorganisation auf. In dieser Phase griffen wir in der Agenturführung diese Strömungen auf, um unser eigenes Betriebssystem zu entwickeln, das wir Morphus getauft haben – stets in Veränderung. Mit Morphus haben wir erstmals die Kultur, Haltung und Verantwortung in unserer Organisation systemisch definiert. Das Betriebssystem hilft uns dabei, Prozesse besser zu verstehen und Entscheidungen zu treffen. So kam schließlich auch die Idee der B Corp-Zertifizierung wieder ins Spiel, um unsere Leitsätze, Prozesse und das Engagement abzugleichen mit einem internationalen, professionellen Framework, das alle relevanten Bereiche transparent und vergleichbar macht.
Da ahnten wir noch nicht, welche Reise uns noch bevorstehen sollte …
Welche Herausforderungen gab es denn und wie lange dauerte es schließlich?
Startschuss war im Sommer 2020. Die Zertifizierung haben wir schließlich im Sommer 2024 abgeschlossen. Das ist sicherlich das größte einzelne Unterfangen, das wir als Agentur jemals unternommen haben. Zoomt man jedoch heraus und betrachtet unsere Agenturkultur als agilen Prozess der Veränderung und Entwicklung, ist es schließlich auch nur ein weiteres Kapitel auf unserer bald 35-jährigen Reise.
Je tiefer man in den Zertifizierungsprozess einsteigt, desto mehr versteht man, dass man als Unternehmen Teil der globalen Bewegung “Business as a Force for Good” wird, die alle Bereiche der Organisation und alle Mitarbeiter einschließt. Was vielleicht als “Top-Down”-Projekt begann, wird mehr und mehr ein Unterfangen, das die intensive Zusammenarbeit aller Teams erfordert: Von Office Management und Verwaltung, die Beschaffungsprozesse, Abläufe, das Bürogebäude und Personalthemen gestalten, bis hin zu den operativen Team-Kolleg:innen, die sich in sogenannten “Do-Groups” zu Themen wie Umweltstrategie und DEI organisieren oder einen Beitrag im Rahmen von Corporate Volunteering leisten.
Herausforderungen, die Zeit kosten sind die Einführung oder Optimierung von Prozessen wie Zielvereinbarungen, Einkauf, Feedbackgespräche und Ausschreibungen sowie Monitoring und Analyse von Daten wie CO2-Verbrauch, Homeoffice, Reisen, Kund:innen- und Mitarbeit:innenzufriedenheit, Gehälter, gemeinnütziges Engagement und vieles mehr. All das muss nach den strengen B Corp-Standards dokumentiert werden.
Warum betreibt eine PR-Agentur diesen Aufwand? Welche konkreten Vorteile siehst Du für Kunden und Mitarbeitende?
Kunden und Mitarbeitende sind unsere beiden wichtigsten Stakeholdergruppen, die wir hier abholen und mitnehmen: Unser Team inklusive zukünftiger Mitarbeiter:innen. Sowie unsere Kund:innen und potentiellen Neukunden. Beide können nun einschätzen, ob wir zu ihren eigenen Nachhaltigkeits-Ansprüchen passen. Gerade unsere jungen Mitarbeiter:innen sind die verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit sehr wichtig. Das ist auch eine große Motivation für uns, die man explizit formulieren muss. Wir haben es uns daher nicht leicht gemacht, sondern uns der härtesten unabhängigen Bewertung gestellt, die es derzeit gibt. Die Kolleg:innen haben es jetzt schwarz auf weiß, dass dort, wo sie arbeiten, Nachhaltigkeit in allen Facetten angestrebt wird. Dass Nachhaltigkeit kein reines Lippenbekenntnis und kein ökonomischer Trick für mehr potentielle Kunden ist, sondern mit harter, langwieriger Arbeit verfolgt und wo immer möglich vorangetrieben wird. Dass es uns wichtig ist, Menschen und Umwelt gut zu behandeln. Dass Gleichbehandlung, Gehälter, Karrieremöglichkeiten in Prozessen verankert sind. Und dass wir entsprechend auch mit Partnern zusammenarbeiten wollten, die diese Haltung teilen. Am Ende befördert eins das andere: zufriedene und erfüllte Mitarbeitende und gute Kunden resultieren in besserer Motivation und höherer Qualität – nachhaltig eben.
Und wie geht es von hier jetzt weiter?
Wir machen das, was wir als PR-Agentur am besten können: Kommunikation und andere anstiften. Wir können zeigen, wie man wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer und ökologischer Verantwortung verbindet. Als einer der ersten in unserer Branche wollen wir als Vorbild dienen, dazu beitragen, dass sich diese Idee auch in Deutschland weiter herumspricht. Wir sehen uns als Teil der größeren Bewegung, die darauf abzielt, durch geschäftliches Handeln positiven Wandel zu fördern.