Die unheimliche Geschichte des Rattenfängers von Hameln ist eine der weltweit bekanntesten Sagen. Er entführte im Mittelalter 130 Kinder und Jugendliche aus Hameln. Jetzt kehrt er nach fast acht Jahrhunderten mit ihnen zurück und bringt Grauen und Tod in die Stadt. Nur eine Blinde, ein Gehörloser und ein Gehbehinderter können sie aufhalten.
Inhalt
Im Hameln der Gegenwart trifft die blinde Finja auf den gehörlosen Jannik, der behauptet Finja und Ruben, einen Jungen mit Gehbehinderung, in seinen Träumen gesehen zu haben. Darin seien die drei im mittelalterlichen Hameln auf der Flucht vor etwas Bösem gewesen. Nur ein Traum oder eine düstere Vision? Hängt das Schicksal von Finja, Jannik und Ruben etwa unheilvoll mit der Entführung der 130 Kinder durch den Rattenfänger im Jahre 1284 zusammen? Schließlich werden die drei von deren toten Seelen heimgesucht – und die sind ihnen offenbar übel gesinnt.
Gleichzeitig ereignen sich in Hameln unheimliche Morddelikte: Jugendliche töten scheinbar im Wahn ihre Eltern. Doch beim Versuch, ihr eigenes Leben zu retten und weitere Morde zu verhindern, entdecken die drei Helden mithilfe ihrer Freunde Sam, Romy und deren Mutter Jamila, dass die angegriffenen Eltern nicht nur Opfer in dem tödlichen Treiben sind: Ihre Sünden in der Vergangenheit haben erst den Boden für die grauenhaften Ereignisse bereitet. Ob auch ihre eigenen Eltern Erik Zastrow, Peter Roth und Regina Mannheimer etwas zu verbergen haben?
Die Rückkehr der toten Seelen ist jedenfalls nur das Vorspiel zu etwas noch Schrecklicherem: der Rückkehr des Rattenfängers.
"Die Geschichte vom Rattenfänger wurde noch nie adäquat verfilmt" - Statement von Regisseur und Headautor Rainer Matsutani
Die Geschichte vom Rattenfänger spukte schon länger in meinem Kopf. Sie ist die meist übersetzte deutsche Sage und weltweit bekannt. Aber sie wurde noch nie adäquat verfilmt. Als im Frühjahr 2020 der erste Lockdown kam, habe ich versucht diese deprimierende Zeit kreativ zu kanalisieren und heraus kam das Treatment zu dem Serienprojekt "Hameln". Die düstere Sage des Rattenfängers spiegelte gut die Stimmung, die ich damals hatte.
Ich wollte allerdings keine historische Serie machen, sondern suchte nach einem modernen Ansatz. Den hatte ich sofort parat: Was ist mit den 130 Kindern, die vom Rattenfänger entführt wurden, damals passiert? Was ist, wenn nicht nur der Rattenfänger, sondern auch die 130 toten Kinderseelen zurückkommen?
Es war für mich von Anfang an klar, dass ich eine Horror-Mystery-Serie machen wollte. Die Faszination für dieses Genre hat sicherlich mit meinem Hintergrund zu tun. Ich bin Halbjapaner und als Kind in Japan aufgewachsen. Dort spielen Horror- und Geistergeschichten eine große Rolle und sind fest in der nationalen Seelen-DNA verankert. Als ich nach Deutschland zurückkam, habe ich diesen Hang zum Übernatürlichen in der populären Kultur, vor allem in Film und Fernsehen, vermisst. Das ist sicherlich der Grund, warum ich überhaupt Filmemacher geworden bin: Ich wollte diese verlorene und mystische Welt für mich wieder finden. Glücklicherweise ist der deutsche Mythenschatz reich an fantasievollen Geschichten. Und nicht vergessen darf man die Tatsache, dass die Wiege des Horrorfilms mit den klassischen Stummfilmen "Nosferatu” und "Das Kabinett des Dr. Caligari" in Deutschland liegt, die ""Dämonische Leinwand" wie die Filmkritikerin Lotte Eisner das Phänomen nannte. Warum wir in Deutschland diese Verbindung zur dunklen Mystik verloren haben, wäre sicherlich einmal eine Erörterung wert.
Ein weiterer Punkt, der mich an der Rattenfänger-Geschichte fasziniert hat: Laut der Sage haben nur die Blinde, der Lahme und der Taube den Rattenfänger überlebt, da sie aufgrund ihrer Behinderung dem Zug der Kinder nicht folgen konnten. In meiner Adaption haben drei unserer Helden beziehungsweise Heldinnen dieselben Behinderungen. Sie wurden quasi in das Hameln von heute wiedergeboren und werden vom Rattenfänger bedroht, da sie ihm damals entkommen sind.
Dabei mit dem jungen gehörlosen Newcomer Constantin Keller zu arbeiten, war eine großartige Erfahrung für mich und eine Bereicherung für die Serie. Und ich spreche nicht nur von Authentizität und darum, dass auch Behinderte vor der Kamera eine gerechte Repräsentation finden müssen: Constantin in der Rolle des Jannik zu sehen, ist ein emotionales Ereignis, berührend und erhebend zu gleich. Ohne Inklusion hätten wir diese Qualität niemals erreicht.
Besetzung
Finja Roth – Caroline Hartig
Sam Mannheimer – Jonathan Elias Weiske
Jannik Mannheimer – Constantin Keller
Ruben Zastrow – Riccardo Campione
Romy Jost – Pia Amofa-Antwi
Erik Zastrow – Christian Erdmann
Peter Roth – André Röhner
Jamila Jost – Florence Kasumba
Alina Zastrow – Emilia Maier
Christian – Philip Birnstiel
Rattenfänger Crippin – Götz Otto
Regina Mannheimer – Veronica Ferres
Emily Busch – Cindy Klink
Melanie Zastrow – Clelia Sarto
Paula Zastrow – Marie-Christine Friedrich
Damir Vucovic – Aaron Kissiov
Bruno Mannheimer – Simon Böer
und andere
Stab
Buch – Rainer Matsutani (Headautor), Sandro Lang
Regie – Rainer Matsutani
Kamera – Clemens Messow
Ton – Michael Arens, Jacob Ilgner
Musik – Jessica de Rooij, Hendrik Nölle
Schnitt – Bobby Good, Johannes Hubrich
Szenenbild – Stefan Schönberg
Kostümbild – Till Fuhrmann
Maskenbild – Uta Spikermann, Grit Kosse
Produktion – REAL FILM, Don't Panic Films, Red Sun Films GmbH
Produzenten – Michael Lehmann, Henning Kamm (REAL FILM), Rainer Matsutani und Alexander Kiening (Don't Panic Films)
Ausführende Produzentin – Katinka Seidt
Redaktion – Michelle Rohmann und Elke Müller
ZDFneo Koordination – Christiane Meyer zur Capellen
"Hameln" wird gefördert durch die Film- und Medienstiftung NRW, das Medienboard Berlin Brandenburg, nordmedia und den German Motion Picture Fund.
Die Serie wird in der ZDFmediathek komplett barrierefrei angeboten. Sie ist sowohl mit Untertiteln, Audiodeskription als auch Gebärdensprache verfügbar.